Hoffnung - Was tun, damit die Welt gut ist?

23 Texte über die Hoffnung
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Erhältlich auch auf dem Schriftenstand unserer Pfarre.
Impulsgeschichte. Kinder gingen am Straßenrand. Manchmal ein Lachen dabei. Ein Mädchen blieb auf einmal stehen: „Meine Mama hat gesagt, sie weiß nicht, wie wir nächstes Monat die Miete bezahlen sollen – und dann hat sie sogar weinen müssen.”
Die Luft füllte sich mit Betroffenheit. Wörter fielen den Kindern in ihre Gedanken. Flüchtlinge, Arbeitslosigkeit, Armut, Krieg. Und in die Betroffenheit mischte sich ein Ahnen – ein plötzliches Wissen ... So was gibt es nicht nur in der Ferne, es ist auch ganz in der Nähe.
In den Augen der Kinder tauchte Angst auf.
„Mir ist kalt”, sagte ein Junge.
Mit zittriger Stimme fragten sich die Kinder: „Was ist zu tun, damit die Welt gut ist?”
Aber rasch spürten sie wieder die Frische der Luft, weil sie Vertrauen hatten: „Die Erwachsenen werden das wissen!” Und sie fragten bei einem Erwachsenen nach.
„Ja, Kinder”, sagte dieser, „ihr habt ganz recht. Da muss was getan werden! Die soziale Sicherheit ist in Gefahr, weil die Verteilung überhaupt nicht hinhaut. Arme werden mehr und Reiche reicher. Sogar der Sozialstaat soll ausgehungert werden, nur damit noch mehr Geld zu den Reichen kommen kann. Der Frieden ist in Gefahr, weil die Waffenindustrie auf Teufel komm raus Waffen verkauft. Und dieser Teufel hat einen Namen – er nennt sich Krieg. Die Demokratie ist in Gefahr, weil die globale Finanzwirtschaft jeden politischen Einfluss verjagt und der Nationalismus sich ausbreitet wie eine Seuche. Die Umwelt ist in Gefahr, weil es immer schneller immer mehr Waren und Zeugs geben muss. Kein Wunder, wenn die Erde Fieber bekommt.”
Die Kinder schauten den Erwachsenen groß an fragten noch einmal: „Was ist zu tun, damit die Welt gut ist?”
Jetzt erschreckte diese Frage den Erwachsenen. Er antwortete mehr zu sich selbst: „Ja, was da getan werden könnte. Das braucht ganz schön Mut.”
Das Mädchen, dessen Mutter die Miete nicht bezahlen konnte, hörte dies. Sie musste kurz schlucken, ging hin, legte ihre Hand auf den Arm des Erwachsenen und sagte mit ihrer hellen Kinderstimme: „Da ist sicher was, das dir Hoffnung gibt. Sagst du es mir ... Bitte.”
Fortsetzung
Da ist sicher was, das dir Hoffnung gibt. Sagst du es mir ... Bitte.
Für mich ist es der Glauben, der mir Mut und Hoffnung gibt. Der Liebe Gott ist da, wenn es gut geht. Und er ist da, wenn etwas schlecht ist in meinem Leben und auf der Welt.
Wegen dem du immer in die Kirche gehen musst?
Müssen tut niemand: Ich will in die Kirche gehen. Es hilft mir, die Richtung für mein Leben zu finden. Und um Kraft und Mut zu sammeln.
Hat Gott gesagt, dass man dort immer still sitzen muss?
Nein. Eigentlich genau das Gegenteil: Nämlich, dass wir uns bewegen sollen, um das zu tun, was Gottes Wille ist.
Und was will Gott?
Gott ist wichtig, dass es uns Menschen gut geht: Dass jeder Mensch genug zum Leben hat. Dass die Natur und die Menschen nicht ausgebeutet werden und dass Frieden herrscht auf unserer Erde.
Weil Gott uns das anschafft?
Nein, weil Gott mein Herz öffnet und uns berührt durch das, was wir sehen. Weil ich sehe, wie es dir und deiner Familie geht, weil ich sehe, welches Leid Krieg und Armut über die Menschen bringen.
Das ist nicht zum Aushalten.
Ja, du selbst bist mittendrin. Und trotzdem schafft deine Mama es immer irgendwie. Ich bewundere sie dafür. Sie hat gar keine Wahl, mutlos zu sein, weil sie dich lieb hat und sich um dich sorgen muss.
Und du?
Wenn es einem gut geht, könnte man ganz gut leben, ohne hinzuschauen. Aber der Liebe Gott hat mich doch geschaffen, damit ich inmitten seiner Welt lebe. Und da wäre es zum Verzweifeln, weil es so viel Elend gibt, wenn man hinschaut.
Wird alles wieder gut?
Ich weiß zumindest, dass wir Menschen ein Bild vom Frieden in unseren Herzen haben. Ich glaube, dass Gott uns diese Sehnsucht gegeben hat. Aber leider gibt es so viel, das mich und uns hindert, dorthin zu kommen.
Und warum machst du trotzdem weiter?
Weil ich Hoffnung habe.
Und woher hast du die Hoffnung?
Für mich ist es der Glauben, der mir Mut und Hoffnung gibt. Er gibt mir offene Augen und ein offenes Herz, genau in der Welt hinzuschauen. Und er stärkt mich: Auch wenn ich es heute nicht geschafft habe – oder nur ganz wenige Schritte –, morgen kann ich wieder weiter gehen.
Markus Himmelbauer, Juli 2017